Tag 26 - Fahrt von Cusco nach Pampachiri

Tag 26: Fr, 24.01.2020

 


So langsam geht unsere Reise zu Ende und wir treten die Rückfahrt nach Lima an. Unser Navi berechnet ca. 1150 km in 21 Std. Dazu haben wir 3 Tage Zeit, geht schon!
Wir nehmen jedoch einen kleinen Umweg über Pampachiri in Kauf und legen noch 150 km drauf.
Damit sind für unser heutiges Ziel Pampachiri 480 km und knapp 10 Std (ohne Pause ) einzurechnen. Wir machen uns auf den Weg!



Wir verlassen Cusco in westlicher Richtung und biegen in dem kleinen Städtchen Anta links ab, Richtung Nasca.
In einem kleinen Dorf machen wir noch kurz Frühstückspause. Ein großes Teller Spaghetti mit Hähnchenfleisch und Tee für 7 Soles, nicht mal 2,- € p.P.
Schon nach kurzer Zeit haben wir die erste Serpentinenstrecke vor uns. Leider regnet es schon wieder. Erst fahren wir ein Stück rechts des Rio Apurímac, in der Region Cusco, wir überqueren ihn und befinden uns dann in der Region Apurímac. Hier, wie so häufig in Peru, werden die abfallenden Bäche und Flüsse einfach über die Straße geleitet und wir müssen durch mehr oder weniger breite, tiefe oder reißende Wasser fahren. Immer wieder kommen wir an Steilhängen vorbei, an denen vor "Derrumbas", vor Steinschlag, gewarnt wird.
Landschaftlich ist die Strecke wirklich sehr reizvoll und abwechslungsreich. Doch stehen in ganz Peru unglaublich viele Kreuze mit hundehüttenartigen Häuschen oder vielleicht sollen es auch kleine Kapellen sein, zum Gedenken an die hier Verunfallten am Wegesrand.
Wir kommen wieder in höhere Regionen und die Vegetation ändert sich. Der Altiplano, so heißt die Hochebene in den Anden, zeigt sich von seiner besten Seite. Überall wächst Pampasgras, sind grüne, feuchte Hochmoore und wir sind wieder in der Heimat der Alpakas. Gemütlich spazieren sie am Wegesrand entlang und schauen uns gelangweilt an.
Nachdem wir wieder ein Stück an Höhe verloren haben, haben wir auch schon wieder steilere Wände am Straßenrand und "Derrumbas" auf der Straße.
Plötzlich entdecken wir ein Feld spitz zulaufender Steinkegel. Sind das schon die Vorboten von Pampachiri? Natürlich halten wir um Fotos zu schießen und Dietmar`s Drohne will diese Besonderheit aus der Nähe festhalten. Es ist jetzt schon 15 Uhr und wir haben noch ein gutes Stück Weg vor uns. Doch heute ist der Weg das Ziel und wir lassen uns Zeit, zu schön ist es hier. Rechts von uns fällt die Wiese in eine Schlucht ab und die Farben des Gesteins wechseln sich ständig.
Wir sind auf 3800 m und durchqueren das Örtchen Pampamarca. Jetzt haben wir noch 120 km vor uns. In kleinen Bergdörfern liegen Alpakafelle zum Trocknen aus und aus der Ferne grüßt eine schneebedeckte Bergspitze. Hoffentlich hat Pampachiri eine Tankstelle, sonst bekommen wir ein ernsthaftes Problem.
Allein auf weiter Flur steht ein alter Mann mit Rucksack am Wegesrand und deutet, dass er mitfahren will. Ich frage ihn noch, ob er weiß, ob es in Pampachiri eine Tankstelle gibt, doch er spricht nur Quechua. Ich nehm ihn mit, zeige ihm das Tankloch am Auto und deute, dass wir tanken müssen. Und frage nochmals: "Gasolina en Pampachiri?". Gott sei Dank, er nickt mit dem Kopf! Hinter uns sind dunkle Wolken und in der Ferne prasselt schon der Regen herab. Gerne helfen wir dem Alten und nehmen ihn ein Stück mit. So, jetzt schnell alle Fenster auf! Wenn ich nicht sehen würde, dass da ein alter Mann sitzt, würde ich meinen wir hätten einen Ziegenbock mitgenommen. Der Alte ist sehr freundlich und dankbar, aber mir wird langsam übel von dem Gestank. Nach ca 30 Minuten möchte er aussteigen, wieder mitten im Nirgendwo. Zügig läuft er quer feldein. Bestimmt hat er dort sein kleines Reich, das er mit seinen Tieren teilt.
Wir atmen zwar kurz durch, aber den Gestank bekommen wir so schnell nicht aus der Nase.
In der Ferne taucht in einem Tal ein Ort auf: Pampachiri!
Wie schlummernd liegt es in einem weiten Tal, durchzogen von dem blauen Band eines Flusses, der auch die Grenze zwischen den Regionen Apurímac und Ayacucho bildet. Gleich haben wir es geschafft. Gleich am Ortseingang ist auch schon eine Tankstelle. Eigentlich sollten wir 95er Benzin tanken, aber hier gibt es nur 90er. Na ja, dann halt 90.
Pampachiri ist ein uriges Bergstädtchen in dem die Zeit still steht. Wie anno dazumal sind die kleinen dunklen Läden, mein Vater würde sagen: Spezereien, so nannte man das wohl damals. Die Wege sind grottenschlecht, doch die Menschen sind freundlich und herzlich. Wir suchen unsere Bleibe für die Nacht, doch die Naviangabe stimmt natürlich, wie meist in diesen abgelegenen Regionen, nicht. Wir fragen und durch, fahren vorbei an der Polizeistation, ja Pampachiri hat eine Polizeistation, vorbei an Kirche und Friedhof und schon fast wieder aus dem Ort raus. Ich frag nochmals. Genau neben uns geht´s einen kleinen Weg rauf, da soll die Unterkunft Tayta Chapa Samanan sein. Ich glaube es ist die einzige im Ort. Aber diesen Weg werden wir bestimmt nicht rauf fahren, unser Unterboden hat schon genug Schaden erlitten. Wir stellen das Auto ab und gehen die paar Meter zu Fuß und klingeln am Tor. Ein großer freundlicher Mann öffnet uns ganz erstaunt. Ich habe zwar auf booking.com gebucht und auch die Bestätigung erhalten, aber er nicht. Hier hat er kein Internet und Zuhause wohl auch nur sehr schlechtes. Kein Problem, die Bude ist sowieso leer. Über einen kleinen abgeschlossenen Hof gehen wir ins Haus.
Ein großes Zimmer, ausgelegt mit Fellen dient als Aufenthaltsraum. In der Ecke steht eine Gasflasche mit Brenner, doch der bringt nicht genug Wärme. Unser Zimmer befindet sich gleich daneben. Eine alte Holztüre die mit einem Vorhängeschloß versehen ist, trennt es vom Aufenthaltsraum. Drinnen stehen 3 Betten mit dicken Decken. Die brauchen wir auch, denn hier ist es richtig kalt und nicht geheizt. Hinter einer hölzernen Schiebetüre sind Dusche und Toilette – mit Geheimnis! Auf der Toilette hängt ein Bild an der Wand, dahinter eine kleine Nische in der sich Kabel mit Sicherungen befinden. Wenn wir duschen wollen, müssen wir die Sicherungsschalter umlegen und 15 Minuten warten, bis das Wasser warm ist. Aber wir sollen vorsichtig sein, denn die Stromversorgung, bzw. -verlegung ist hier im Ort sehr schlecht. Es gibt jedes Jahr 2 -3 Todesfälle! Ok. Duschen fällt heute aus, es sind auch keine Handtücher da. Ich hab damit wirklich kein Problem, denn bei einem Abenteuerurlaub muss man mit Allem rechnen.
Doch die eigentliche Hiobsbotschaft kommt erst noch! Morgen wollten wir den hier in der Nähe befindlichen Stone Forest und die Smurfhäuser, die Schlumpfhäuser anschauen, doch der Fluss hat Hochwasser und kann nicht überquert werden, nicht einmal mit Allrad! Schade!
Aber der Umweg hat sich trotzdem rentiert, heute war der Weg das Ziel.
Jetzt aber schnell unter die warme Decke und Licht aus!