Tag 23 - Stadt in den Wolken: Machu Picchu

 

 

Tag 23: Di, 21.01.2020

 


4:45 Uhr der Wecker klingelt.
Um 5:15 Uhr soll unser Taxi kommen, das uns zum Bahnhof Hidroelectrica bringt, doch es kommt nicht. Es regnet schon die ganze Nacht, vielleicht kommt er ja auf dem Weg nicht durch. Unsere sehr liebenswerte ältere Gastgeberin ist auch schon aufgestanden, um sich zu vergewissern das alles klappt. Sie hat gestern abend das Taxi für uns bestellt. Besorgt ruft sie gleich nochmal an und beruhigt uns: er kommt gleich.

Es dauert auch nicht lange, dann sehen wir seine Scheinwerfer. Zum Bahnhof fahren wir ca 25 Minuten über Holperpiste durch Matsch und Schlamm. Es ist eine sehr kleine Station und noch menschenleer. Der Taxifahrer, Jordan heißt er, begleitet uns noch bis zum Bahnsteig und sagt, dass wir unsere Handytickets am Schalter auf Papier ausdrucken lassen müssen. Wenn denn jemand kommt. Es ist bereits nach 6 Uhr und es tut sich nichts. 6 Uhr sollte Abfahrt sein. Jordan ruft an und erkundigt sich wo der Zug bleibt. Bei dem Unwetter heute Nacht ist ein Baum auf das Gleis gefallen, deshalb hat der Zug 30 Minuten Verspätung. Während wir warten kommen so langsam die Händler der Bahnhofsbuden, der Schaltermann kommt nicht. Endlich hören wir den Zug pfeifen und er fährt langsam ein. Es regnet noch immer. Es ist ein ganz kleiner Zug mit nur einem Abteil. Beim Einsteigen schaut der Kontrolleur kurz unsere Handytickets an, dann suchen wir uns das beste Plätzchen. Es sind nur wir zwei da. Der Zug rattert langsam los, hält aber bald wieder an. Der Kontrolleur steigt aus und stellt von Hand die Weichen um. Und die Bahn fährt in die Richtung zurück, aus der sie kam, unserem Ziel: Aguas Calientes, auch Machu Picchu Pueblo genannt. Unser Weg führt entlang des reißenden Flusses Urubamba und wir entdecken eine Frau über dem Fluss. In einem Gurt sitzend und an einem Drahtseil hängend, zieht sie sich mit den Händen über den breiten Strom.
Nach ca. 45 Minuten kommen wir in Agua Calientes an.
Hier ist das Leben schon lange erwacht und es wuselt auf den Straßen. Um zu der alten Inkastadt Machu Picchu zu kommen, müssen wir noch mit dem Bus eine Serpentinenstraße hochfahren. Es stehen viele Busse hier und eine schier endlose Schlange der Wartenden. Wir reihen uns ein. Dietmar besorgt noch einen Kaffee und ein belegtes Brötchen, das wir in unserer Warteschlange noch verzehren können vor wir einsteigen. Es regnet immer noch! Wir fahren über eine halbe Stunde die Serpentinen hoch bis zum Eingang von Machu Picchu. In einer Gruppe von Menschen steigen wir die unebenen, ungleich hohen Stufen zum ersten Aussichtspunkt empor.

Oben angekommen bietet sich uns ein teils vernebelter erster Blick auf das Wunder der Inkaarchitektur, das scheinbar vom Berg Huayna Picchu bewacht wird.
Nachdem Machu Picchu von den Inkas verlassen wurde, geriet es in Vergessenheit, nur die Quetchua wußten von ihrer Existenz. Bereits das Gebiet von Machu Picchu und alles östlich davon zählt zum Amazonasgebiet und so wurde Machu Picchu komplett vom Urwald verschluckt.
Erst 1911 wurde der amerikanische Historiker Hiram Bingham von den Einheimischen hierher geführt und entdecke die Wolkenstadt neu.
Heute stehen wir staunend hier oben und blicken mit Ehrfurcht auf diese monumentale Leistung.


Regen und Wolken verziehen sich und geben eine klare Sicht frei.
Wir gehen weiter hinunter in die vergessene Stadt während die Wolken ihr Spiel mit uns treiben. Auch die umgebenden Berge sind eigenartig und stehen fast wie einzeln da. Wie ein im Wind wehender, weißer Schleier legen sich die Wolken dazwischen und geben dem Ganzen einen geheimnisvollen, mystischen Charakter. Die Touristen verteilen sich etwas in der Stadt und wir können in Ruhe die einzelnen Häuser und Stätten besichtigen.


 

Doch wir möchten ja noch mehr sehen und treffen wieder auf die Menschenmenge. Im Gänsemarsch geht es weiter, Stufe für Stufe, während sich rechts von uns ein Abgrund auftut. Fast senkrecht fällt der Berg hier ab und gibt einen spektakulären Blick ins Urubamba-Tal und auf den sich durchschlängelnden Fluss frei. Wir müssen uns jetzt beeilen, denn Dietmar möchte noch den Huayna Picchu besteigen. Täglich dürfen maximal 400 Personen auf den Berg. Dass nicht alle Leute zur gleichen Zeit am Berg sind, wurde schon beim Ticketkauf in 2 Gruppen eingeteilt. Dietmars Gruppe startet um 10 Uhr. Wir schaffen es pünktlich dort zu sein und trennen uns dann. Ich werde nicht mit auf den Berg steigen, mein Knie wird mir dankbar sein. Ich setze meinen Weg durch die Stadt fort und kann mich nochmal ganz gut von der Meute absetzen. Es gibt noch viele Wege und Kammern zu erkunden, bis ich über eine der vielen von den Inkas angelegten Terrassen zum Ausgang komme.
Hier ist ein kleines Lokal, in dem ich auf Dietmar warte.
Der kämpft sich derweil mühevoll den Berg hinauf, der Auf- und Abstieg wird jeweils ca. 1 Stunde dauern.


Sichtlich k.o. kommt er vom Berg zurück und erzählt, dass der Aufstieg nicht sehr einfach war und zum Teil sehr steile Passagen hat. An einigen Stellen gab es Drahtseile zum Festhalten. Am oberen Abschnitt, der sehr steil war, mit schmalen Stufen zwischen 10 cm und 50 cm Höhe, gab es keinerlei Haltemöglichkeit, dafür aber steilen Abgrund. Belohnt wurde diese Anstrengung mit einem grandiosen Ausblick auf die Bergwelt, ins Urubamba-Tal und auf Machu Picchu in Miniaturausgabe.
Der Bus bringt uns wieder runter ins Pueblo zum Mittagessen, direkt am Urubamba.
15:30 Uhr fahren wir mit dem Zug zurück nach Hidroelectrica. Diesmal brauchen wir wesentlich länger, denn es sind sehr viele Rucksacktouristen auf und neben den Gleisen unterwegs. Der Schaffner ist laufend am Klingeln und "rudert" mit den Händen um die Wanderer von den Gleisen zu scheuchen.
An unserem Zielbahnhof wartet auch schon Jordan, der Taxifahrer, um und in unser Hotel zurückzubringen.
Das neue Hotel wird als Familienbetrieb geführt und die Oma kocht extra für uns ein hervorragendes Fischmenü. Ihr kleiner Enkel wird heute 8 Jahre alt und wir dürfen mit der Familie noch peruanischen Kindergeburtstag feiern, bis es Zeit wird ins Bett zu gehen.