Tag 22 - Baukunst der Inka und Fahrt nach Santa Teresa

 

 

Tag 22: Mo, 20.01.2020

 


Wie immer sind wir früh unterwegs. Die Drogerie, in der wir unsere Wäsche am Samstag abgegeben haben, hat um diese Zeit noch nicht auf. Wir fahren trotzdem los und versuchen unser Glück übermorgen nochmal, da sollten wir zurück in Cusco sein.
Unser heutiges Ziel ist das ca. 200 km entfernte Santa Teresa, das morgen unser Ausgangspunkt für Machu Picchu werden soll.
Für diese relativ kurze Strecke gibt unser Navi eine Fahrzeit von knapp 5 Stunden an.
Genug Zeit um unterwegs noch etwas anzuschauen.


Unseren ersten Stopp legen wir bereits nach 7 km ein. Auf einem Hügel bei Cusco liegt die ehemalige Inkafestung Sacsayhuaman.
Vor uns liegt eine noch riesige Inkastätte, dabei handelt es sich nur noch um 20 % des damaligen Bauwerks. Während der spanischen Eroberung 1536 fanden hier die härtesten Kämpfe statt. Zwar gelang es den Inkas die Festung zurückzuerobern, doch das war nicht von langer Dauer. In einem letzten Angriff gelang es den Spaniern das Bollwerk wieder einzunehmen und tausende Inkas niederzumetzeln. Die herumliegenden Toten zogen Schwärme von aasfressenden Kondoren an. Noch heute erinnern acht Greifvögel in Cuscos Wappen an dieses Massaker.


Von den drei verschiedenen Stätten ist der dreistufige Zickzack-Wall der Auffälligste. Er ist aus riesigen Steinen gearbeitet, die auf welche Weise auch immer, so bearbeitet wurden, dass sie passgenau ineinander passen. Der schwerste von ihnen wiegt 300t.
Eine Meisterleistung, die heute unvorstellbar ist.


Gleich ein paar Kilometer weiter weist ein Schild auf einen großen Kalksteinfelsen hin: Q'enqo. Ein imposanter labyrinthartiger Fels, in dessen Innerem sich ein geheimnisvoller Raum mit in den Fels gehauenen Altarnischen befindet.

Hier in dieser Gegend waren die Inkas wohl sehr aktiv. Schon ein paar Kilometer weiter erreichen wir Tambomachay. Vom Parkplatz aus gehen wir noch ca. 300 m leicht bergauf. Rechts von uns plätschert ein kleines, klares Bächchen. Jetzt entdecken wir Tambomachay, el Bano del Inka, das Bad der Inkas. Das kristallklare Quellwasser wird durch Brunnen in ein beeindruckendes zeremonielles Steinbad geleitet, bis es über das Bächchen wieder abfließt.


So, genug geschaut! Es ist jetzt schon später Vormittag und wir haben doch noch eine ziemliche Strecke von uns. Wir fahren zügig weiter bis nach Pisac. Ein quirliger, mittlerweile sehr touristischer Ort, in dem sich auch eine Inkafestung befindet. Doch für heute reicht's uns mit Festungen und wir machen hier nur eine kleine Mittagspause.
Wir kommen noch durch einige kleine Orte bis wir in Urubamba links abbiegen, um noch die Maras Salinen zu besichtigen.
Hierbei handelt es sich um hunderte Salzpfannen, die bereits zu Inkazeiten an einem Hang angelegt wurden. Im oberen Teil des Tals gibt es eine heiße, sehr salzhaltige Quelle, deren Wasser über Kanäle in die Pfannen verteilt wird. Nachdem das Wasser verdunstet ist, kann das Salz geerntet werden.


Um zu den Maras zu gelangen, müssen wir in das Tal fahren. Schon von der Straße aus werfen wir von oben einen Blick auf die sagenhafte Anlage. Unten können wir sie dann von der Nähe betrachten und erst jetzt das wirkliche Ausmaß erfassen. Und die Inkas faszinieren uns mit einer architektonischen Meisterleistung nach der anderen.
Wir müssen aber schon wieder weiter, um nicht in der Dunkelheit fahren zu müssen. Erstens ist es anstrengend, zweitens sieht man ja nichts. Leider haben wir keine Zeit das Städtchen Ollantaytambo und die berühmten Ruinen zu besichtigen, aber das können wir ja auf der Rückfahrt nach Cusco noch machen. Kurz nach Ollantaytambo geht es in Serpentinen bergauf in eine traumhafte Bergwelt. Wir fahren auf dem Abra Malaga Pass bis in 4200 m Höhe. Von einer sich ständig wechselnden Bergkulisse mit Felsformationen und -farben können wir uns gar nicht satt sehen. Idyllisch fügen sich die kleinen aus Naturstein erbauten und mit Stroh gedeckten Häuser der Bergbewohner ins Gesamtbild ein. Und das Tüpfelchen auf dem i, sind die Schafe neben den Häuschen. Für mich zählt dieser Pass zu den Traumstraßen der Welt.
Unten angekommen fahren wir noch bis Santa Maria. Dort biegen wir links ab.
Es ist jetzt schon dunkel, aber wir haben nur noch 23 km bis zu unserem Hotel in Santa Teresa. Es werden die längsten 23 km in meinem Leben. Die Verbindungsstrasse zwischen diesen beiden Orten ist nicht mehr als ein sehr schlechter Feldweg und die Beleuchtung unseres Autos kann höchstens mit einer Taschenlampe konkurrieren. Die Fahrbahn ist teilweise nur einspurig befahrbar. Über uns senkrechte Felsüberhänge, neben uns keine Fahrbahnbegrenzung, dafür aber einige hundert Meter senkrechter Abgrund, direkt in den reißenden Urubambafluß. Das Auto, dessen Beleuchtung wir bisher nicht brauchten, leuchtet nur eine Seite der Fahrbahn aus, so dass es in den Kurven fast zum Blindflug kommt. Und links geht's senkrecht runter! Ich versuche das traurige Schummerlicht unseres Wagens mit der Taschenlampe zu unterstützen, um zumindest etwas in die Kurven zu sehen. Ich glaube die Fahrt dauert ewig und ich sterbe tausend Tode. Endlich: Santa Teresa!
Doch wo ist das Hotel? Hinter Santa Teresa und auf der anderen Seite des Urubamba, laut Navi. Wir fragen und fahren los. Kann nicht sein. Umdrehen, zurück, wieder fragen. Und das bei dieser Scheißstrecke! Nach 2 Stunden suchen haben wir es tatsächlich gefunden. Am Ende der Welt. Ich bin fix und fertig!