Tag 18 - NP Tambopata mit Lake Sandoval und Nachtwanderung

 

 

Lake Sandoval im Nationalpark Tambopata

Tag 18: Mi, 16.01.2020

 

 Ein neuer Tag - ein neues Abenteuer!
Beim Lauschen der nächtlichen Dschungelgeräusche sind wir schnell eingeschlafen und wurden nur mal kurz von einem Moskito geweckt - das war sein Todesurteil. Pünktlich um 1/2 8 Uhr treffen wir uns mit den anderen zum Frühstück und haben dann noch etwas Zeit zum Relaxen, bevor wir wieder auf Tour gehen.
Heute ist ein herrliches Wetter, Sonne, blauer Himmel und - da sind sie schon wieder - die Schäfchenwolken!


Also Sonnencreme und Mückenspray. Wir decken uns reichlich mit Wasser ein und unser Guide bringt uns noch das Lunchpäckchen für Mittag, die Verpackung - ein Bananenblatt.
Heute sind wir wieder die kleine Gruppe: unser Guide Jonathan, Adam aus England, Dietmar und ich.
Wir nehmen wieder das Motorboot der Tambopata Jungle Lodge und fahren ca 30 Minuten flußabwärts zum Tambopata Nationalpark. Ich liebe diesen Fahrtwind auf dem Boot.
Nachdem wir wieder angelegt haben, müssen wir noch ein kleines Stück gehen bis zum Eingang.
Ein großes Schild: "Reserva Nacional Tambopata Bienvenidos" begrüßt uns von weitem.
Nachdem wir die Nationalparkgebühr von 70 Soles p.P. entrichtet haben, marschieren wir los. Ein leicht erhöhter Holzweg führt uns
durch eine wild bewachsene grüne Dschungellandschaft. Seitlich unseres Pfads sind noch immer Pfützen und Matsch von gestern. Woher sie kommen, weiß ich nicht, aber in den Pfützen schwimmen kleine Fische und Minikrabben sind auch da. Doch was mich ganz besonders fasziniert: hunderte der farben- und formenreichsten Schmetterlinge

flattern lustig am Wegesrand. Sie landen kurz an den Wasseransammlungen und am Matsch und flattern gleich wieder weiter. Jonathan erklärt uns, dass die männlichen Schmetterlinge hier die nötigen Elektrolyte finden, die weiblichen bevorzugen Blumen und Blüten. Wir gehen mit Foto und Video auf Schmetterlingsjagd und verlieren fast den Anschluss an die anderen zwei. Mit einem etwas schnelleren Trapp holen wir wieder auf, kommen aber noch mehr ins Schwitzen. Kein Problem - die Schmetterlinge waren es wert. Obwohl wir die 3 km bis zum Sandoval See im Schatten der Bäume zurücklegen, ist es schon ziemlich heiß. Für heute sind bis zu 38° C angesagt. Wir kommen zu einem Bootsanleger an dem mehrere große Kanus liegen, in denen bis zu 8 Personen Platz haben. Wir sind nur zu viert, Johnathan ist sowieso ganz hinten zum Rudern, so können wir drei uns den Platz gut aufteilen.
Los geht's! In einer Wasserstraße gleiten wir fast lautlos durch den Dschungel Richtung See.


Vor uns tut sich ein strahlend blauer See auf, rundherum am Ufer stehen saftig grüne Bäume und Palmen, welche die Tiere und uns einladen. Fast geräuschlos gleiten wir in gleißender Hitze dahin. Heute hat es 38° C im Schatten, wie heiß es hier in der Sonne ist, kann ich nur erahnen. Das Wasser rinnt mir in Strömen von der Stirn und ich kann mir nicht vorstellen, dass wir in der Hitze Tiere zu Gesicht bekommen.
Doch in Jonathan haben wir einen sehr guten Guide mit routiniertem Blick. Um uns schnell informieren zu können, wo er gerade ein Tier gesichtet hat, teilt er unser Kanu nach der Uhr ein. Vorne ist 12 Uhr, rechts ist 3 Uhr, hinten ist 6 Uhr und links ist folglich 9 Uhr.
Kaum gesagt kommt auch schon die erste Ansage: 1 Uhr, 20 m hoch, ein blau-gelber Ara.


Trotz der genauen Angabe brauchen unsere Augen eine ganze Weile, bis sie ihn in schwindelnder Höhe ausmachen. Schon kommt die nächste Meldung: Wasserschildkröten auf 3 Uhr auf einem liegendem Baumstamm im Wasser. Toll, es ist eine ganze Gruppe, die sich hier versammelt hat. Und auf diese Weise bekommen wir eine wirklich beeindruckend Tierwelt zu sehen. Da wären Kormorane, Anhingas - die Schlangenhalsvögel, Weißflügelvögel, Königsfischer, Geier, Riesenani, Hoatzin, rote Brüllaffen, Totenkopfäffchen und einige mehr.

 

 

Von der Sonne bereits geröstet, kommen wir zu einem Steg an dem wir anlegen. Hier betreiben Einheimische ein kleines Gasthaus, in dem wir gekühlte Getränke kaufen und unser Bananenblatt - Lunschpaket verzehren können.
In dem Päckchen ist ein frischer Gemüsereis, zubereitet auf peruanische Art. Einfach lecker! Da es im Moment wirklich brütend heiß ist, legt Jonathan die Pause auf 1 1/2 Stunden fest. Gott sei Dank! Schatten!
Nach knapp 1 1/2 Stunden werden wir aber schon wieder auf's Boot gerufen. Schnell, schnell, die Otter sind da.


Das darf uns auf keinen Fall entgehen. Die Riesenotter hier im Sandoval See sind das absolute Highlight. Zu ihrem Schutz wurde der Nationalpark ursprünglich gegründet. Wir stechen in See und steuern auf die Mitte des Sees zu. Ca. 8 - 10 Riesenotter tümmeln sich im Wasser und haben sichtlich Spaß dran. Sie tauchen unter und kommen mit großen Fischen wieder nach oben. Diese halten sie fest und verspeisen sie genüßlich. Bei jeden Biss ist ein Knacken und Bissgeräusch bis zu uns zu hören. Nicht zu Unrecht nennt Jonathan dieses Spektakel das Highlight des Tages. Dafür nehmen wir diese Hitze gerne in Kauf. Gestern und vorgestern regnete es hier und die Otter haben sich nicht sehen lassen.
Wir haben heute Glück und unser Guide freut sich sichtlich mit uns.

 


Wir werden zum Ausgangspunkt unserer Wassertour zurückgerudert und gehen auf gleichem Wege die 3 km zurück zum Parkeingang bzw. in dem Fall zum Ausgang. Die hübschen Schmetterlinge sind nicht mehr da, dafür aber tausende Moskitos. Obwohl wir eigentlich gut präpariert sind, gehen sie immer wieder auf Angriff. Ganz klar, dass wir beim Rückweg mit Moskitos viel schneller sind, als beim Hinweg mit Schmetterlingen.
Da kommt auch schon das Motorboot der Tambopata Lodge und bringt uns zurück in unser Domizil.
Doch wenn ihr glaubt das war unser ganzes Tageserlebnis, dann irrt ihr.
Nach einer kurzen Pause mit kalter Dusche und Auffüllung unseres nun reduziertem Flüssigkeitshaushalts, machen wir gegen 18:30 Uhr noch eine Nachtwanderung.
Mit Taschenlampe, langer Hose, langen Ärmeln und kniehohen Gummistiefel starten wir gleich hier hinter der Lodge unseren "Nightwalk through the jungle".
Im Schein der Lampen tasten wir uns vorsichtig den teils nicht vorhandenen Weg entlang. Oberstes Gebot: nichts anfassen! Leichter gesagt als getan. Über einer Senke liegt ein Baumstamm, der balancierend überwunden werden muss. Geschafft! Dann entdecken wir eine handtellergroße Schnecke mit konischem Häuschen. Jonathan weiß bei allen Tieren wie sie heißen, natürlich auf englisch. Das alles zu speichern überfordert eindeutig die Aufnahmekapazität meines Gehirns. Aber ab Mitte Februar steht für euch das Video bereit und dann seht ihr genau was ich meine. Vielleicht kennt ihr ja die Namen all der Tiere?
Also erstmal eine große Schnecke. Kurz darauf sitzt auf einem Blatt eine 6 cm lange Stabheuschrecke. Und jetzt geht's an's Eingemachte! Von der Matschtour kommen wir in eine "Seenlandschaft". Riesige, schlüpfrige Wasserlachen von den Regengüssen der letzten Tage erschweren den Weg. Unsere kniehohen Gummistiefel reichen grad so mit Ach und Krach. Dietmar schafft es sogar, dass er das Wasser in den Stiefeln hat. Aber unsere Anstrengungen werden dank unseres Adlerauges Jonathan belohnt!
Er zeigt uns am Boden zwei große Taranteln, hoch oben ein seltenes Zweifinger - Faultier und zwei kleine, seltene Nachtaffen, die uns mit ihren großen Augen erschrocken ansehen und sofort die Flucht ergreifen. Dietmar entdeckt noch eine ca. 50 cm lange, dünne, rote Schlange, die sich aber gleich im Grünzeug auf dem Boden versteckt.
So, das war heute ein sehr erlebnisreicher Tag und wir gehen zum verdienten Abendessen über.
Fix und fertig von der Hitze des Tages und den heutigen Erlebnissen gehen wir zeitig ins Bett.
Morgen früh um 4:30 Uhr steht schon die nächste Aktivität auf dem Plan.