Tag 15 - Titicacasee mit den Uros Inseln und Insel Taquile

 

 

Tag 15: Mo, 13.01.2020

 


Für heute habe ich bei GetYourGuide eine Bootstour auf dem Titicacasee gebucht. Wir sollen zwischen 6:00 und 7:00 Uhr im Hotel abgeholt werden. Frühstück gibt es hier ab 6:00 Uhr und wir müssen uns beeilen. Ich gönne mir noch einen Coca-Tee, denn im Kopf bin ich etwas flau, liegt wohl an der Höhe.
Der Titicacasee ist der höchst gelegene Binnensee der Welt und liegt zur einen Hälfte in Peru, zur anderen in Bolivien. Das Wort "titi" bedeutet Puma, das Wort "caca" bedeutet sowohl Kacke als auch grauhaarig oder Stein. Die Peruaner sagen deshalb: titi liegt in Peru und caca in Bolivien.



Unser Touribus kommt! Es ist kurz vor 7:00 Uhr und es regnet. Na toll! Die Regenkleidung ist im Auto! Vor wir einsteigen kommt noch eine Straßenhändlerin und bietet 08/15 Regenponchos an. Besser als nix! Los geht's. Nach ein paar Minuten erreichen wir den Hafen. Wir werden dem Guide Manuel zugeteilt, der sowohl spanisch, als auch englisch spricht. Boarding beginnt und unsere Gruppe, die mittlerweile aus ca 40 Personen besteht, geht aufs Schiff. Leider ist der Himmel noch immer wolkenverhangen und der See erscheint grau in grau.
Wir stechen in See und steuern unser erstes Ziel, die schwimmenden Uros Inseln an. Zur Zeit gibt es 49 davon. Das Betreten der Insel fühlt sich sonderbar an, weich und schwammig. Von Manuel und einigen Inselbewohnern erfahren wir einiges:

Das Volk der Uros ist vor einigen hundert Jahren vor der Versklavung geflohen und hat angefangen aus Totora, dem Schilf im See, Inseln zu bauen.

Die Bodenschicht der Insel ist 3 m dick und wird alle paar Monate oben neu aufgefüllt. Das ist noch heute so. Dazu müssen die kompletten Häuser angehoben werden. Alle paar Jahre, wenn die unterste der 3 m Bodenschicht verrottet, wird sie schwer und sackt nach unten ab. Dann wird die komplette noch verbleibende Insel ein paar Kilometer weitergezogen, dort verankert und weiter aufgebaut. Würde man die Inseln nicht verankern, trieben sie Richtung Bolivien ab. Auf der Insel, auf der wir uns gerade befinden leben 20 Personen. Es ist jeden Tag eine andere Familie zum Essenkochen dran. Auch mit den Touristen wird abgewechselt. Die Touristenboote fahren jeden Tag eine andere Insel an. Somit ist das Leben der Inselbewohner nicht zu sehr beeinträchtigt.

Auf einer der Inseln befindet sich eine Schule und eine Kirche.


Die Sprache der Uros ist Aymara.
Nicht nur die Inseln hier sind aus Totora Schilf, auch die Häusen und sogar Schaukelpferde für die Kinder sind aus diesem Material. Die traditionellen Schilfboote mussten früher alle 1-2 Jahre neu gebaut werden. Doch auch hier hat der Fortschritt nicht halt gemacht. Heute sind die Kufen aus Kunststoff und mit Totora verkleidet und die Inseln haben Solarversorgung.


Die Frauen haben alle bunte Röcke an und Hüte auf. Zu unserer Freude singen sie uns noch Ständchen, auf aymara, auf quechua und auf spanisch. Dann dürfen wir auch noch einen Blick in ihre Häuser werfen. Beim Betreten hab ich ein Gefühl, als würde ich absacken. Und tatsächlich, das Häuschen senkt sich auf der einen Seite schon. Es ist ganz klein, nur ein Zimmer für 3 Leute, Mutter, Vater und Kind. Ein Teppich und eine Matratze am Boden, ein paar Hacken

mit Kleidung an der Wand. Das war's!

Und doch strahlen diese Menschen Wärme und Freundlichkeit aus. Natürlich werden auch noch einige Souvenirs angeboten, aber ohne dabei aufdringlich zu werden. Es regnet zwar leider noch immer, aber für 10 Soles nehmen wir gerne an einer kleinen Rundfahrt auf einem dieser Schilfboote teil.
Mit unserem Schnellboot machen wir noch einen kurzen Abstecher auf der Nachbarinsel,
natürlich auch eine der schwimmenden Uros Inseln. Dort befindet sich ein Schilfrestaurant,
indem es einen kleinen Kiosk und frischen Kaffee mit Gebäck gibt.
Dann werden wir auch schon zum Boarding auf unser Schnellboot gerufen, denn es geht 32 km weiter zur Insel Taquile. Die Bootsfahrt dauert 1 Stunde und 20 Minuten. Genug Zeit für die Sonne sich durchzusetzen.
Der Titicacasee ist mit einer Fläche von 8560 qkm der zweit größte See Südamerikas. Er ist 100 km lang, 65 km breit und 280 m tief. 60 Prozent des Sees gehören zu Peru, die übrigen 40 Prozent sind in Bolivien. Er wird von 7 Flüssen gespeist und beherbergt 36 Inseln. Die drittgrößte, 3950 m über dem Meeresspiegel liegende, ist die Insel Taquile, welche unser nächstes Ziel ist.
Schon bei der Anfahrt auf die Inseln entdecken wir viele Terrassen zum Kartoffel- und Gemüseanbau. Sie wurden schon 800 n.Chr. angelegt.
Vor wir von Bord gehen können wir uns noch unserer Regenkleidung entledigen. Die Sonne hat es geschafft.
Da es eine relativ hohe Insel ist und es stetig bergauf geht, sagt Manuel, dass wir uns in 1 1/2 Stunden oben auf dem großen Platz treffen. So kann jeder in seiner eigenen Geschwindigkeit laufen. Das ist sehr gut, denn in einer Höhe von knapp 4000 m ist die Luft doch recht dünn und so manch eine Verschnaufpause nötig. Und so kämpfen wir uns schnaubend nach oben. Mit einem immer größer werdenden Panorama auf den jetzt azurblauen See, geht es vorbei an den Anbauterrassen, grünen Büschen, Kakteen, blökenden Schafen und Kühen, immer weiter nach oben.
Geschafft! Wir haben den großen Platz erreicht und haben noch 20 Minuten Zeit uns umzuschauen. Besonders schön ist der Platz nicht. Es gibt ein großes, nicht schönes Restaurant, einen großen Laden für hier in Handarbeit gefertigte Deko- und Bekleidungsstücke, ein paar Häuser, zwei Tore und eine

unscheinbare Kirche. Die Inselbewohner tragen schöne Trachten.


Pünktlich zu vereinbarter Zeit erscheint Manuel und holt uns zum Mittagessen ab. Dazu gehen wir erst einen steilen Weg hinunter, biegen rechts auf einen kleinen Trampelpfad ab und kommen dann zu einem Haus, in dessen Garten schon für uns gedeckt ist. Es gibt eine leckere, mir unbekannte Suppe und gegrillten Fisch aus dem Titicacasee mit Reis und Pommes. Dazu gibt es Muña-Tee.
Die Muña-Pflanze wächst in den Anden ab 2700 m. Sie ist sehr wirksam bei Höhenkrankheit, Schwindel und Magenverstimmungen. Auch wenn man sie in den Händen reibt und den Duft einatmet wirkt sie.
Auch auf Taquile werden alle Arbeiten im Kollektiv verrichtet. So bewirtschaftet jede Woche eine andere Familie unsere Gaststätte. Hier auf der Insel, die zur Inkazeit Intika hieß, wird Quechua gesprochen. Die Taquilos haben ein ausgeprägtes Gruppenbewusstsein und heiraten deshalb nur untereinander. Will ein Mädchen heiraten, werden ihre langen, schwarzen Haare geschnitten, denn sie muss für ihren Bräutigam ein dickes, buntes Taillenband weben, in das sie ihre Haare mit einwebt.

Beim Weben sitzt die Frau so auf dem Boden, dass die Kniee die Erde berühren. Das stellt eine Verbindung zur Göttin Pachamama, der Mutter Erde, dar. Scheidungen gibt es auf Taquile nicht.
Die uns bewirtende Familie erzählt, dass verheiratete Männer rote Mützen tragen, ledige
tragen rot-weiße. Das beginnen sie schon mit 5 Jahren. Verheiratete Frauen tragen schwarze Tücher, mit lustigen, bunten Wollbommeln auf dem Kopf. Das Tuch wird aber nicht wie beim Islam gebunden, sondern liegt lose drauf. Die Familie zeigt uns einige dieser kunstvoll gefertigten Mützen und führt uns noch traditionelle Tänze vor. Ach ja, alle Männer auf Taquile stricken!
Nach all dem Erlebten verabschieden wir uns und gehen einen sehr steilen Weg hinunter zu unserem Schiff. Zurück in Puna spazieren wir noch ein bisschen am Hafen und fahren dann mit einem Dreirad-Motortaxi zurück ins Hotel.
Es war ein sehr interessanter Tag.