Tag 11 - Fahrt zu Vulkan Misti und Juanita, die Eisjungfrau

 

Tag 11: Do, 09.01.2020

 


Unser Tag beginnt heute mit einem tollen Frühstückbuffet im Rooftop - Restaurant unseres Hotels Palla Boutique in Arequipa. Ein nach aussenhin unscheinbares Hotel, doch der Schein trügt. Und hier auf der Dachterrasse haben wir einen fantastischen Ausblick auf die Vulkane Misti und Chachani, die heute in ihrer vollen Pracht glänzen.


Für uns soll's heute in das Reserva Nacional Salinas y Aquada Blanca gehen. Da uns bereits vor 6 Tagen bei einer Panne, auf der Suche nach der Oase Moron, der Wagenheber den Geist aufgab, brauchen wir dringend einen neuen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie schwierig es ist, in Peru so ein Ding zu bekommen. Dietmar hat bestimmt schon in 20 verschiedenen Läden und Werkstätten gefragt, in Ica, Nasca und Camana. Doch ein Wagenheber muss wohl ganz was besonderes sein. Arequipa ist die zweitgrößte Stadt des Landes, mit über 1 Million Einwohnern irgendwo muss sich doch so ein Ding verstecken. Ohne, wollen wir nicht weiter in die Bergregion vordringen. Also fragen wir uns durch und werden von Pontius zu Pilatus geschickt. Drei Stunden durch das Verkehrschaos von Arequipa, bis wir endlich die erlösenden Worte hören: Si, tenemos un gato!


Jetzt kann's losgehen.
Es geht wieder im Zickzack durch die unmöglichsten Straßen und Gassen, bis wir endlich das Ende der Stadt erreichen. Außer in den touristischen Gegenden liegt hier überall Müll. Sobald man die Städte verlässt oder auf die Städte zu fährt, ist es besonders schlimm. Da werden ganze Wagenladungen an den Straßenrand oder den Hang hinunter gekippt. Und hier wo wir gerade fahren stinkt es zum Himmel, nach Müll und Verwesung.
Schnell weiter!
Die asphaltierte Straße schlängelt sich den Berg hinauf, während wir dem Misti immer näher kommen. So wunderschön, gleichmäßig kegelförmig, ein richtiger Bilderbuchvulkan. 


Linkerhand begleitet uns der 6075 m hohe, schneebedeckte Chachani und ganz rechts rundet der Picchu Picchu das Panorama ab.
Jetzt ist es wieder so weit! Die Straße verliert ihr Asphaltkleid und wir bewegen uns auf Kieswegen die Serpentinen hoch. Am Wegesrand tauchen die ersten großen Kakteen auf, die Luft wird langsam dünner, der Weg auch. Wir sind schon vor einer ganzen Weile an dem Nationalparkschild vorbeigefahren und möchten ihn eigentlich in einer Runde durchqueren. Doch auf dem Weg sind immer wieder tiefe Furchen, die nicht leicht zu durchqueren sind und die nächste hat's richtig in sich.

Aufsitzen - festhocken, das hatten wir schon mal. Einmal reicht, also entschließen wir uns schweren Herzens umzudrehen. Ein Stück zurück war doch noch eine Abzweigung, die nehmen wir.

Das ist zwar eine Sackgasse, doch erst geht es tief in einen Canon rein, direkt am Fuße des Misti. Und es hat sich gelohnt, die Landschaft ist traumhaft. Doch am Ende des Canons ist gesperrt, da sich hier eine Station, ich glaube der Soldaten, befindet.
Wir haben heute unser Ziel leider nicht erreicht, aber dafür eine andere schöne Gegend entdeckt. Auch gut!

 



Zurück in Arequipa stellen wir unser Auto auf dem hoteleigenen Parkplatz ab und laufen wieder zum Plaza de Armas. Hier in einer Seitenstraße soll sich ein Museum befinden, im dem Juanita, das Mädchen aus dem Eis, zu sehen sein soll.
Wir werden auch schnell fündig. Für 20 Soles können wir sie im Museo Santiarios Andinos sehen.
Bei Juanita handelt es sich um die Mumie eines 12 - 14 jährigen Inkamädchens.
Die Inka verehrten die Sonne, die Berge und das Wasser. Alle 4 - 7 Jahre oder bei Naturkatastrophen wurden auf den Berggipfeln Opferzeremonien, die sogenannten "La Capac Cocha" (Zeremonie für das Gewässer) abgehalten. Dazu wurden Inkaobjekte aus Gold, Silber, Holz, Textilien oder auch Nahrungsmittel und Getränke, sowie Kinder geopfert.
Die Zeremonien hatten ihren Beginn immer in Cusco. Die Kinder kamen aus allen vier Regionen. Dann wurde entschieden auf welchem Apu (heiliger Berg) sie geopfert werden sollten. Das ganze Volk machte sich auf den Weg zum Berg und war monatelang dorthin unterwegs. Das Volk blieb am Fuße des Berges und die Priester machten sich alleine mit den Kindern auf den Weg zu Gipfel, in bis zu 6000 Meter Höhe. Dort gab man ihnen Chicha (ein vergorenes Maisbier) zu trinken und halluzinogene Pflanzen zu kauen. Dann wurden sie geopfert.


500 Jahre später, 1995 fand ein Bergsteiger die Überreste einer zeremoniellen Plattform und eine grabähnliche Vorrichtung auf über 5800 m Höhe. Etwas weiter unten fand er im Eis die Mumie eines Mädchens. Er nannte es Juanita. Bei ihr waren noch kleine Grabbeigaben aus Gold, Silber und Muscheln.
Juanita haben wir heute in einer Gefriervitrine im Museum in Arequipa gesehen. Auch ihre Grabbeigaben und Schuhe konnten wir bestaunen.
Auf einer Dachterrasse an der Plaza de Armas haben wir bei einer Tasse Kaffee mit fantastischer Aussicht den Tag ausklingen lassen.