Tag 10 - Kloster Santa Catalina und Plaza de Armas

 

 

Tag 10: Mi, 08.01.2020

 


Unsere letzte Nacht an der pazifischen Küste haben wir in Camana verbracht. Jetzt geht's weiter auf der Panamericana ca. 175 km ins Landesinnere in das 2335 m hoch gelegene Arequipa.
Es ist auch hier wieder eine landschaftlich reizvolle Strecke, die allerdings durch ihre tiefen Senken auch sehr gefährlich ist. Teilweise geht es schnurgerade aus und die Senken sind kaum wahrnehmbar. Sie sind so lang und tief, dass die Autos buchstäblich darin verschwinden. So manch einer hat hier wohl trotzdem überholt, denn es stehen viele "Gedenkhäuschen" und Kreuze am Wegesrand.


Die zweite Hälfte unserer Fahrt führt uns durch eine kurvenreiche sehenswerte Bergregion. Plötzlich entdecken wir in der Ferne den leicht schneebedeckten 5822 m hohen, noch aktiven Vulkan Misti. Er ist sozusagen der Hausberg von Arequipa und auch im Stadtwappen zu sehen.
Aber noch beeindruckender erscheint uns im Moment der 6075 m hohe Nevado Chachani.
Die Gipfel des schneebedeckten Gebirgsmassivs scheinen am Himmel zu schweben. So schön!
Kurz vor Arequipa steht am linken Fahrbahnrand ein total demolierter Doppeldecker-Reisebus von Cruz del Sur und ein Kleintransporter. Es sieht wirklich schlimm aus.
In Arequipa angekommen lotst uns unser Navi diesmal korrekt und auf Anhieb zum Palla Boutique Hotel mitten im Zentrum.
Ein sehr schönes, gepflegtes Hotel mit moderner neuer Ausstattung. Ein Angestellter begleitet uns zu einem in der Nähe befindlichen bewachten Parkplatz. Es ist zwar erst Mittag, aber für heute brauchen wir kein Fahrzeug mehr. Von hier aus erreichen wir alles zu Fuß.
Ich melde mich im Hotel im WLAN an und erfahre, dass bei dem Busunglück von Cruz del Sur 16 Menschen ums Leben kamen und viele verletzt sind. Das geht mir erst mal gar nicht aus dem Kopf.
Rund um unser Hotel sind viele kleine Restaurants mit günstigen Essen. Wir kehren gleich im Nachbarhaus ein und bestellen ein "Menu del Dia", das Tagesmenü. Wir bekommen eine große Schüssel guter Nudelsuppe mit Hühnerfleisch und frittiertes Huhn mit Reis, Pommes und Salat für umgerechnet 2,-

€.


 Wir laufen ungefähr 500 m unserer Straße entlang   und schon sind wir am Plaza del Armas, dem   Hauptplatz der Stadt. Auf drei Seiten wird der Platz von Konolialgebäuden mit Arkaden in sillar - Architektur gesäumt, an der vierten Seite dominiert die größte Kathedrale Perus den Platz. Der Plaza del Armas ist bepflanzt mit bunten Blumen und Palmen und in der Mitte plätschert das Wasser aus einem Springbrunnen. Kein Wunder, dass es so viele Menschen jeden Alters hierher zieht.


Gigantisch erstrahlt die schneeweiße Kathedrale mit ihren zwei Glockentürmen im Sonnenlicht. Ihre tragische Geschichte sieht man ihr nicht mehr an. Im Jahre 1656 wurde die Kathedrale erbaut und wurde knapp 200 Jahre später, 1844, ein Raub der Flammen und wurde fast völlig zerstört. Mit viel Mühe hat man das Gotteshaus sofort wieder aufgebaut. Doch schon 24 Jahre nach dem verheerenden Brand, 1868, stürzte das Gebäude bei einem Erdbeben wieder ein. Was folgte? Wiederaufbau! Was folgte? Erdbeben! Bei dem letzten schweren Erdbeben 2001 stürzte einer der beiden Türme ein, der andere nahm beträchtlichen Schaden. Also: Wiederaufbau!
Dank der Hartnäckigkeit der Arequipeñas dürfen wir heute hier stehen und dieses monumentale Bauwerk bewundern.

Nur einen Katzensprung vom Plaza del Armas steht ein Kloster, das in seiner Art wohl einmalig auf der Welt ist; das Monasterio Santa Catalina, eine Stadt in der Stadt.
Wir haben Glück und eine sehr gut deutsch sprechende Führerin begleitet uns eine Stunde durch das Kloster und weiß sehr viel über die Gepflogenheiten der damaligen Zeit zu berichten:
1579 wurde das Kloster von der reichen Witwe Dona Maria de Guzman gegründet. Aber es wurde nicht, wie man meinen könnte, von der Kirche gebaut, sondern von reichen Familien, die in der Regel ihre zweite Tochter ins Kloster schickten.
Dazu mußten sie für die Tochter ein Haus innerhalb des Klostergeländes bauen und für die Aufnahme eine Mitgift, die heute ungefähr 140 000 € entspricht, an's Kloster zahlen. Die Mädchen wurden ins Kloster gebracht und mussten nach einer 4 jährigen Novizinnenzeit ein Gelübde ablegen. Das Kloster durften sie nie wieder verlassen und auch ihre Familie durften sie nur durch Gitterstäbe sehen. Allerdings hatte jede Nonne ihr eigenes Haus, mit eigener Küche und eigener Dienerin, die von ihrer Familie bezahlt wurde. Sie statteten ihre Einrichtung mit seidenen Vorhängen und luxuriösem Porzellan aus. Doch schliefen sie oftmals auf mit Steinen gefüllten Matratzen und führten Selbstgeisselungen aus. Trotzdem lebten sie damals oft besser, als die Menschen ausserhalb der Mauern. Sogar afrikanische Sklavinnen wurden dem Kloster geschenkt. Durch den Bau der kleinen Häuser entstand langsam eine 20 000 qm große Stadt in der Stadt.


Dieses Nonnenleben entsprach allerdings nicht den Vorstellungen der katholischen Kirche. So bewirkte Papst Pius IX. im Jahre 1871, dass alle Bediensteten entlassen wurden und den Sklavinnen die Freiheit geschenkt wurde. Die Nonnen mussten fortan ihre Häuser verlassen und gemeinsam in einem Schlafsaal schlafen und auch gemeinsam essen.
1970 war Papst Johannes Paul II. zu Besuch in Arequipa, er lockerte das Ausgangsverbot und die Schwestern durften jetzt ab und zu das Kloster verlassen. Heute leben noch 16 Ordensschwestern und nur noch zwei Novizinnen im renovierten Teil der Anlage.


Seit 1970 ist der historische Teil des Klosters für die Öffentlichkeit zugänglich.
Wir können viele der Nonnenzimmer, auch Teile der damaligen Einrichtungen, die Küche, den Waschplatz, den Kreuzgang, das Krankenzimmer und vieles mehr sehen. Die Aussenwände der Häuser sind in einem schönen Blau oder auch in kräftigem Rot getüncht und machen einen hübschen, freundlichen Eindruck.
Wir verlassen das Kloster und gehen noch ein bisschen in "der weißen Stadt", wie Arequipa noch genannt wird, spazieren. Und ich stelle fest, dass es hier in der Altstadt sehr sauber ist und fleißig gekehrt wird, was in Peru nicht immer üblich ist. Es macht richtig Spaß durch die Straßen zu bummeln und das Leben in der Stadt zu beobachten.
Aber jetzt tun mir die Füsse weh und wir gehen zurück in unser heutiges Domizil.