3. Tag: Bei den Bergvölkern
Auf unserer Weiterfahrt durch das thailändische Hochland kommen wir in die „neue Heimat“ der Bergvölker. Hier haben sich viele verschiedene Stämme angesiedelt, z.B. Hmong, Lahu Akha, Lisu, Padong, Karen und mehr. Neue Heimat deshalb, weil die Bergvölker erst in den letzten 200 Jahren von Myanmar, Südchina, Laos und dem tibetanischen Hochland eingewandert sind.
Lange führten sie ein abgesondertes Leben, haben ihre eigene Sprache und haben keine thailändische Staatsbürgerschaft, sonden lediglich eine Duldung. Bei vielen Stämmen ist noch der Aberglaube vorherrschend. Die Verehrung von Haus-, Feld-, Wasser-, Erd-, Schutz- und Waldgeistern wird noch heute praktiziert.
Jedoch gibt es unter dem Akha- und dem Karenvolk auch Christen.
Wir kommen zu einem Ort, der direkt an der Durchgangsstraße liegt. Hier stehen sowohl Stein, als auch Holzhäuser. Der Ort wird von dem Volk der Lisu bewohnt. Die Lisu leben vom Anbau von Reis, Gemüse und Opium. Letzteres wird meist an ausländische Händler verkauft. Auch die Zucht von Schweinen und Rindern wird betrieben.
Wir besuchen einen kleinen Markt und können uns von der Frische und Qualität des Gemüses und Obst selbst überzeugen. Eine Lisu-Frau bäckt in Teig umhüllte Bananen frisch in der Friteuse, währen ihre kleine Tochter mit ihrem Plüschtier auf der Verkaufstheke liegt und zuschaut. Wir genießen die frisch gebackenen Bananen, kaufen etwas Obst und schenken der Kleinen noch etwas Süßigkeiten. Dann geht´s weiter.
Die Fahrt geht durch das weite grüne Hochland. Eine kurvige Strecke und das Zirpen der Zikaden sind unsere ständigen Begleiter.
Nach ca. 2 Stunden Fahrt kommen wir zum Thampla Namtok Nationalpark, auch Fishcave genannt.
Die Tham Pla oder „Fisch – Höhle“ beherbergt einen kleinen, durch einen unterirdischen Bach gespeisten Teich. Durch den unterirdischen Fluß kommen Massen von karpfenartigen großen Fischen in den Teich. Es wird vermutet, das sie von dem kühleren Wasser angezogen werden. Gleich neben dem Teich gibt es praktischer Weise Fischfutter zu kaufen. Es ist ein riesen Spektakel, wenn die futterneidigen Tiere sich auf die zugeworfenen Futterkrumen stürzen und dabei das Wasser „zum Kochen bringen“.
Ungefähr eine halbe Stunde weiter ist das Dorf der Karen, Ban Nai Soi. Hier sind die Langhals- Frauen. Doch hierher wo all die Busse fahren und die Frauen wie im Menschenzoo ausgestellt werden, möchten wir nicht.
Wir stellen unser Aute ab und wandern quer feld ein. Ganz unten im Ort gab es noch ein Schild „Long Neck Karen“, aber dann ist nichts mehr ausgeschildert und wir sind wirklich auf Entdeckungstour. Mehrfach verzweigt sich der Weg und es ist völlig unklar in welche Richtung es weiter geht. Wir maschieren durch teil unwegsames Gelände und haben das Glück, dass ab und zu ein Einheimischer des Weges kommt, den wir nach der Richtung fragen können.
Wenn wir auch kein Thai können und er kein Englisch kann, ist es doch nicht so schwer. Ich mache meinen Hals lang, deute zuerst auf ihn und dann fragend in verschiedenen Richtungen. Sie verstehen schnell und helfen uns weiter. Nach knapp 2 Stunden erscheinen hinter Gebüschen die ersten Häuser. Was für ein Glücksgefühl. Wir haben´s geschafft
Es ist wirklich ein besonderes Bergdorf mit Häusern aus Holz, deren Wände aus Flechtmatten bestehen. So was hab ich noch nie gesehen. Hierher führt keine Straße.
Das Dorf erscheint wie ausgestorben, doch in den Häusern erklingen die Stimmen von Männern. Zu Gesicht bekommen wir sie nicht. Die Damen werden bestimmt alle gerade unten im Ort zur Schau gestellt. Doch eine kleine „Langhals-Frau“ ist hier. Sie begrüßt uns freundlich und führt uns durch das Dorf.
Dort ist auch noch eine junge „Langhals – Mutti“ mit Baby. Gut dass wir uns auf dem Markt noch mit Früchten eingedeckt haben und sie als kleines Geschenk überreichen können. Wir verstehen leider kein Wort, doch die Einladung zum Tee nehmen wir dankend an. Es ist ein erhebendes Gefühl hier so herzlich willkommen zu sein und auch wir sind für die Frauen eine Abwechslung in ihrem tristen Dasein. Sie geben uns zu verstehen, dass sie das Tragen der Ringe schmerzt und manchmal auch Wund scheuert. Doch leider wird auch das noch unbekümmerte Baby in ein paar Jahren zwar nicht in Ketten, aber in Ringe gelegt. Doch wo ist da der Unterschied?
Bei den Frauen der Padaung ist das Tragen der Ringe ein ästhetisches und soziales Muss. Bereits im Alter von ca 5 Jahren werden die ersten Ringe angelegt. Bei erwachsenen Frauen können sie 5 – 10 kg wiegen. Man sollte meinen, dass der Hals dadurch länger wird, aber dem ist nicht so. Das Knochengerüst auf dem es aufliegt wird nach unten gedrückt und deformiert. Die Halsmuskeln erschlaffen und können den Kopf nicht mehr tragen. Zum Schlafen benötigen sie ein spezielles Kopfkissen, das den Kopf einer stabile Lage hält.
Die Ringe präsentieren Schönheit, Status und Reichtum und werden bis ins Grab nie abgenommen. Würde man das tun, müssten sie ersticken!
Ich bin sehr froh, dass wir diese teils anstrengende Wanderung auf uns genommen haben. Für uns war es eine Begegnung mit einer uns fremden Welt, die wir nie vergessen werden. Wir wurden herzlich empfangen und waren für die Frauen eine willkommene Abwechslung.
So, jetzt heißt es wieder 2 Stunden wandern bis zum Auto und dann noch knapp zwei Stunden zum nächsten Hotel, dem Khunyuam Resort.
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