Tag 5: Fr, 03.01.2020
Wir starten heute schon früh am Morgen unsere Tour in das Naturreservat von Paracas. Es ist kein Problem diese Tour alleine zu unternehmen, doch um mehr Informationen über das Reservat zu erhalten, fahren wir mit dem Guide Manuel. Das war eine gute Entscheidung!
Gleich hinter unserem Hotel, dem Sole Paracas, was ich wirklich nicht empfehlen kann, beginnt die „Wüste am Meer“.
Unser erster Stop ist bei der sogenannten Kathedrale. Eine Felsformation im Meer, die bis zu dem schweren Erdbeben 2007 durch einen Bogen mit dem Festland verbunden war. Jetzt ist aus der Kathedrale eine Kirche geworden. Doch ihren Zauber hat sie bis heute nicht verloren.
Von einem Aussichtspunkt aus haben wir einen herrlichen Blick auf die in harmonische Farben gehüllte Steilküste. Eine Vielzahl der verschiedensten Meeresvögel hat hier ihr Zuhause. Auch ein Gänsegeier fühlt sich hier sichtlich wohl.
Wir fahren weiter durch die zauberhafte Wüstenlandschaft. Manuel erzählt uns, das die Sandschicht hier nur ca 20 – 30 cm dick ist. Darunter befindet sich harter Fels.
Bei einem kleinen Strandspaziergang entdecken wir noch die verschiedensten Vögel, Manuel weiß über alle zu berichten. So hat z.B. die peruanische Möwe einen schwarzen Schwanz, die karibische einen weißen.
Ein paar Kilometer weiter erreichen wir den Playa Roja, den roten Strand.
Er hat seine rote Farbe von der einzigartigen roten Steilküste, die langsam von den Wellen abgetragen wird.
Seitlich des Roten Strandes finden sich eigenartig geformte knallgelbe Steinformationen.
Bei unserer Weiterfahrt sehen wir einige blaue Schilder, die am Straßenrand angebracht sind. Manuel erklärt uns, dass es sich hier um archäologische Plätze oder Stellen handelt, die nicht betreten werden dürfen. Auf einem steht z.B. Cabezas largas, das heißt „lange Köpfe“.
Tatsächlich handelt es sich hier um ein Gebiet, in dem 1920 Mumien mit langen Köpfen gefunden wurden. Ursprünglich glaubte man, dass es sich dabei um Alien handelt. Doch die 420 Mumien waren Paracas, denen als Schönheitsideal schon als Kinder die Köpfe so gebunden wurden, dass sie in die Länge wuchsen. Diese Vorgehensweise ist auch von den Maya bekannt.
Gleich hier in der Nähe befinden sich auch die Ballestas Islands, auf denen Seelöwen zuhause sind.
Nachdem es gestern nach der Inka – Siedlung zu spät wurde die Oase Moron zu besuchen versuchen wir heute unser Glück.
Von Paracas bis zur Oase sind es nur 60 km. Das sollte machbar sein.
Das erste Stück unserer Strecke ist wieder viel befahren und leider ziemlich schmutzig. Doch je weiter wir ins Landesinnere kommen, um so gemütlicher können wir fahren. So langsam kommen die ersten großen Sanddünen der Wüste in Sicht und wir freuen uns schon auf ein Bad in der Lagune. Nur noch gut einen Kilometer, dann haben wir es geschafft!
Nur noch ein letztes mal links auf einen schlechten Feldweg abbiegen. Wir müssen an etlichen Schlaglöchern vorbei manövrieren. Kein Problem. Jetzt kommt ein tiefe Wasserrinne, die mit Steinen und dicken Stecken ausgelegt ist, um sie befahrbar zu machen. Klappt! Der Weg wird enger und enger, kann das noch stimmen? Oh oh, der Weg ist nicht weiter befahrbar. Wir müssen zurück. Umdrehen geht nicht, also rückwärts. Das ist auch kein Problem – bis zur Wassserrinne.
Die Stecken brechen und wir sitzen fest. Es ist 11:30 Uhr.
Das rechte Vorderrad in einer tiefen Mulde, das linke im Treibsand. Super! Wir schuften wie die Tiere! Rechts aufbocken, Steine und Holz drunter.
Links aufbocken, Steine und Holz drunter. Den Sand unter dem Spoiler entfernen. Starten, Gas geben – nichts tut sich. Rausschaukeln geht auch nicht, das Ding macht keinen Milimeter. 13:00 Uhr ein alter, einheimischer Mann kommt des Weges und versucht zu helfen. Keine Chance, kein Handyempfang, keine mobile Daten, nur die Sonne meint es heute besonders gut mit uns. Wir haben noch eine halbe Flasche Saft und ich biete dem alten Mann zu trinken an. Jetzt ist sie leer!
14:30 Uhr. Dietmar macht sich auf den Weg um irgendwo Hilfe zu holen. Ich warte mit dem alten Mann beim Auto. Und warte und warte! Die Sonne scheint gnadenlos.
15:20 Uhr. In der Ferne ist ein komisches, dreirädriges Lastenmotorrad zu sehen. Es kommt langsam auf uns zu! Und wer hockt hinten drauf? Dietmar! Eigentlich dürfte der Typ mit den paar PS es nicht schaffen, denn wir haben festgestellt, dass wir auch mit dem Bodenblech aufsitzen. Er probiert’s trotzdem!
Nichts tut sich!
16:30 Uhr. Wir haben uns schon damit abgefunden die Nacht im Fahrzeug zu verbringen. Doch dann kommt die Polizei in einem Pickup Allrad. Als sie das Schlamassel sehen, fackeln sie nicht lange und packen an.
17:00 Uhr. Mit vereinten Kräften schaffen wir es. Yippie!
Wir bedanken uns bei dem alten Mann und beim Dreirad – Mann und geben ihnen natürlich ein Trinkgeld. Der Polizei reicht ein herzliches „Gracias“, sie nehmen nichts. Eigentlich haben wir von der Laguna Moron die Schnauze voll, doch die Polizisten meinen, dass wir uns das nicht entgehen lassen dürften.
Sie erklären uns, dass wir hier total falsch sind und unser Navi uns so herzlich verar….t hat.
Sie sagen, dass wir ihnen unbedingt nachfahren sollen. Sie lotsen uns zum Parkplatz der Lagune.
Wir wollen uns gerade verabschieden, aber heut kommt immer alles anders. Die Polizisten bitten uns in ihr Fahrzeug einzusteigen und machen mit uns eine kleine Wüstenrundfahrt und bringen uns direkt zur Lagune. Dort warten sie sogar noch, bis wir alles in Ruhe angeschaut haben und sogar noch bis wir die große Sanddühne erklommen haben und bringen uns dann wieder zurück zu unserem Auto am Parkplatz. Nachdem sie ja kein Trinkgeld nehmen, laden wir Sie noch auf eine Cola ein, was sie dankend annehmen.
Ja, ihr wollt sicher noch etwas über die Oase wissen.
Die Oase Moron ist umgeben von hohen gelblichen Sanddünen und noch nicht touristisch erschlossen. Im Oasensee schwimmen ein paar Kinder aus der Umgebung und am Ufer machen einige Leute Picknick. Auch in der Ferne sieht man wunderschöne Wüstenberge am Horizont.
Ich bin froh, dass uns dieser Anblick doch noch ermöglicht wurde.
Ach ja, unsere neuen Polizeifreunde lassen euch ausrichten, wenn ihr zur Oase Moron wollt, müsst ihr durch den Ort Bernales fahren. Wenn das Navi was anderes sagt: glaubt ihm nicht!
An dieser Stelle möchte ich noch einmal die Hilfsbereitschaft und Liebenswürdigkeit dieser peruanischer Polizisten hervorheben.
Muchas gracias por todos!
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