2. Tag: Kairo
Den heutigen Tag werden wir in Kairo verbringen. Eine Millionenstadt, faszinierend und schockierend zugleich.
Natürlich fahren wir erstmal ins Zentrum zum Basar Chan el-Chalili und lassen uns von den Farben, den verschiedenen Düften und den großen Moscheen beeindrucken. Schon sind wir mitten im quirligen Getümmel des Marktes. Schreiende Markthändler, feilschende Kunden, hektische Arbeiter – und wir mittendrinn!
Viele Menschen nehmen keine Notitz von uns, die anderen lächeln uns freundlich zu, doch die Jugend will Kontakt, spricht uns an und ist stolz darauf ein Foto mit uns machen zu dürfen. Auch wir freuen uns über soviel Kontaktfreudigkeit.
Von einem Minarett erschallt plötzlich der Ruf des Imam, ja wir sind im Orient. Wir besuchen verschiedene Moscheen und Mausoleen, in die wir vor dem Stimmengewirr des Marktes fliehen können und Ruhe finden.
Doch leider hat Kairo auch seine Schattenseiten. Wir fahren in ein Viertel am Rande der Stadt. Menschen nahezu ausgeschlossen von der Gesellschaft, unbeachtet von der Welt. Nein, hierher will keiner!
Muqattam!
Ich spreche von den Zabbalin, den Müllmenschen. Die Müllmenschen bestreiten ihren Lebensunterhalt vom Sammeln, Recyceln und Verkaufen von vorher in mühevoller Handarbeit sortierten Wertstoffen. Der faulende Müll wird in Glas, Plastik, Dosen, Papier und Essensreste sortiert.
Die Essensreste werden den Tieren verfüttert und, wenn noch genießbar, auch selbst verzehrt. Die anderen Rohstoffe werden sortiert, abgepackt und vom Händler abgeholt. Eigentlich fast wie bei uns. Doch wir haben die Möglichkeit diese Tätigkeiten auf Mülldeponien verrichten zu lassen. Die Zabbalin leben in, auf, und vom Müll.
Die meisten dieser Menschen bestreiten ihren Unterhalt durch harte,mühevolle Arbeit und nicht durch Kriminalität. Wir sollten nicht wegschauen – auch sie gehören zu uns und verdienen unseren vollsten Respekt!
Nur ein kleines Stück weiter am Fuße des Muqattam-Hügels finden wir den koptischen Höhlenkirchenkomplex von St. Samaán, des hl. Simon des Schuhmachers. Das Gebirgsmassiv wurde bereits von den Pharaonen als Steinbruch für Quarzit benutzt.
Gerade waren wir noch von Müll und Tristheit umgeben, stehen wir doch jetzt hier im Licht der Sonne und alles ist sauber. Mächtig erheben sich die Sandsteinfelsen mit den in Stein gehauenen Heiligenfiguren. Ein überwältigender Anblick! Auf einmal komm ich mir so klein vor, behütet von den Heiligen, die auf uns herabschauen.
In der Grottenkirche befinden sich auch die Reliquien des hl. Simon des Schuhmachers. Die Höhlenkirche hat unter einem Felsvorsprung Sitzplätze für ca. 10 000 Gläubige. Insgesamt können hier bis zu 15 000 Gläubige gemeinsam beten. An den Wänden sind farbige Felsbilder, die die Fluchtgeschichte der hl. Familie ins Leben rufen. Insgesamt sind hier sieben Kirchen und ein Kloster dem hl. Samaán und der Jungfrau Maria geweiht.
Der Tag neigt sich dem Ende zu und wir wollen nochmal hoch hinauf, 187 m sollen es werden. Gesagt – getan! Wir erobern den Fernsehturm von Kairo, (Eintritt ~ 3,50 € ) der in seiner Bauweise an eine Lotosblume erinnert und stärken uns hier bei einem gigantischen Blick auf Kairo!
Eintritt: KairoTower ~ 3,50 €
Schreibe einen Kommentar